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۱. Grundzüge der Phonologie  0

In diesem Kapitel werden nur phonologische Begriffe erläutert, die für die persische Grammatik relevant sind. Für weiterführende Studien seien folgende Werke empfohlen:

  • ثمره، یدالله. آواشناسی زبان فارسی – آواها و ساخت آوایی هجا. چاپِ یکم، تهران: مرکز نشر دانشگاهی، ۱۳۶۴.
  • باقری، مهری. واج‌شناسی تاریخی زبان فارسی. چاپِ یکم، تهران: نشر قطره، ۱۳۸۰.

Die Transkription folgt den Vorschriften der „International Phonetic Association“ = IPA, deren persischer Abschnitt durch die Bemühungen von Prof. Dr. Elmar Tendes und Dr. Mohammad Reza Majidi im „Institut für Phonetik, Allgemeine Sprachwissenschaften und Indogermanistik der Universität Hamburg“ zustande gekommen ist:

Journal of the International Phonetic Association 21 (1991), 96-98. (Wiederabdruck in: Handbook of the International Phonetic Association. Cambridge: University Press 1999, S. 124-125).

Da sich diese Arbeit aber nur auf die Sprache der gebildeten Schicht im Gebiet Teheran bezieht, werden im vorliegenden Werk weitere Zeichen aus dem „International Phonetic Alphabet“ verwendet, um auch die Standardsprachen Afghanistans und Tadschikistans sowie archaische Idiome des Persischen wiedergeben zu können.

Die ältere Transliteration „Americanist phonetic notation“ = APA wurde mittlerweile weitgehend von IPA abgelöst, ist aber noch in vielen Standardwerken aus den USA (vor allem Encyclopædia Iranica) anzutreffen.

Inhaltsverzeichnis

a. Phoneme

Das Phonem ist die kleinste lautliche Einheit des Sprachsystems mit bedeutungsunterscheidender Funktion, das heißt die kleinte sprachliche Einheit, durch deren Wegfall oder Austausch sich die Bedeutung der Äußerung ändern könnte. Phoneme werden zwischen zwei Schrägstrichen dargestellt, z.B. /m/ oder /o/ und sind Untersuchungsgegenstand der Phonologie.

Es stellt eine abstrakte Klasse aller Phone ↓ dar, die im Sprachgebrauch die gleiche grammatische Funktion erfüllen, so dass eine fundierte Phonerkennung überflüssig wird.

Im Persischen kann man folgende Phoneme unterscheiden:

a•a. Konsonanten

Ein Konsonant ist ein Phonem, bei dessen Artikulation sich der Stimmtrakt verengt, so dass der Atemluftstrom ganz oder teilweise blockiert wird. Das allgemeine Zeichen für einen Konsonanten ist c.

Das Persische kennt folgende Konsonanten:

hamkhvaan_DE

a•b. Vokale

Ein Vokal ist ein Phonem, bei dessen Artikulation der Phonationsstrom weitgehend ungehindert ausströmen kann. Das allgemeine Zeichen für einen Vokal ist v.

Die persischen Vokale sind im unteren Diagramm aufgeführt. Die Vokale /ɒ/, /i/ und /u/ werden in der Regel verlängert ausgesprochen (siehe kombinatorische Variation ↓): /ɒː/, /iː/, /uː/

vaaka

b. Phon und Allophon

Das Phon ist die kleinste lautliche Einheit einer sprachlichen Äußerung und lässt sich als konkrete Realisierung eines Phonems beschreiben. Es ist der Untersuchungsgegenstand der Phonetik. Phone werden in eckigen Klammern dargestellt, z.B. [m] oder [o].

Im Sprachgebrauch können Phoneme unter Umständen (z. B. in verschiedenen Dialekten) in Form verschiedener Phone auftreten, ohne dass sich die Bedeutung der Äußerung ändert (= Variation), beispielsweise [æ] und [e] in /kæʃti/ /keʃti/ کشتی. Alternativphone werden als Allophone bezeichnet.

Variationen werden folgendermaßen unterteilt:

b•a. Kombinatorische Variation

Von Kombinatorischer Variation spricht man, wenn sich die Aussprache eines Phonems je nach lautlicher Umgebung verändert:

  • Im archaischen Persisch (bis zur mongolischen Epoche) erschien das Phonem /d/ د nach Vokalen generell in der Form des Allophons [ð] ذ (stimmhafter dentaler Frikativ):

    زیرا که آن سرایزذ /sær-izæð/ست کی بذ /bæð/ آن آگاه کنذ /konæð/ آن کس را خواهذ /xvɒhæð/ از اولیاءِ او.

    Abu Yaghub Sagzi (10. Jh. n. Chr.)

    Das moderne Persisch kennt diese kombinatorische Variation nicht. Das Allophon [ð] ذ erscheint grundsätzlich als [d] د. Nur wenige Evidenzen haben die Schreibweise ذ beibehalten, jedoch mit der Aussprache [z]:

    پذیرفتن /pæziroftæn/، گذشت /gozæʃt/

  • Folgende kombinatorische Variationen existieren in den modernen persischen Idiomen:
    • Umwandlung der langen Vokale /ɒː/, /iː/ und /uː/ vor dem Konsonanten /n/ in die kurzen Allophone [ɒ], [i] und [u], wenn dieser Konsonant mit dem Vokal in derselben Silbe ↓ steht:

      زمان /zæ.mɒn/ زمانه /zæ.mɒː.ne/

      رساند /ræ.sɒnd/ رسانا /ræ.sɒː.nɒː/

      سیمین /siː.min/ سیمینه /siː.miː.ne/

      خون /xun/ خونین /xuː.nin/

    • Umwandlung des Konsonanten /m/ vor den Konsonanten /f/ und /v/ in das Allophon [ɱ] (stimmhafter labiodentaler Nasal): /hæɱfekr/ هم‌فکر, /hæɱvæzn/ هم‌وزن
    • Umwandlung des Konsonanten /n/ vor den Konsonanten /g/ und /k/ in das Allophon [ŋ] (stimmhafter velarer Nasal): /sæŋgær/ سنگر, /koŋkur/ کنکور
    • Umwandlung des Konsonanten /n/ vor dem Konsonanten /ɣ/ in das Allophon [ŋ̠] (weiter hinten gesprochener stimmhafter velarer Nasal): /meŋ̠ɣɒːr/ منقار
    • Umwandlung des Konsonanten /n/ vor dem Konsonanten /b/ in das Allophon [m]: /æmbɒn/ انبان, /ʃæmbe/ شنبه
    • Umwandlung des Vokals /æ/ vor dem Konsonanten /j/ in das Allophon [e]. Diese kombinatorische Variation wird in modernen westlichen Idiomen (vor allem in der Standardsprache des Iran) beobachtet, während sie in archaischen Idiomen sowie in modernn östlichen Idiomen des Persischen (vor allem in den Standardsprachen Afghanistans und Tadschikistans) kaum vorkommt: /kæjhɒn/ [kejhɒn] کیهان, /ʃæjpur/ [ʃejpur] شیپور
    • Im Stamm von Dentalsuffixen (/-t/, /-tæn/ und /-tɒr/) können lange Vokale vor stimmlosen Frikativen (im Persischen /f/, /s/, /ʃ/, /x/ und /h/), aber auch vor stimmhaften Alveolaren (im Persischen: /d/, /n/, /r/, /z/ und /l/) in ihre kurzen Allophone umgewandelt werden:
      1. Umwandlung des Vokals /ɒ/ in das Allophon [æ]:

        آراست /ɒrɒst/ آرست /ɒræst/، اوانید /ævɒnid/ اونید /ævænid/

        انباریدن /ænbɒridæn/ انبریدن /ænbæridæn/، پالیدن /pɒlidæn/ پلیدن /pælidæn/

      2. Umwandlung des Vokals /i/ in das Allophon [e]:

        ریشت /riʃt/ رشت /reʃt/، آویخت /ɒvixt/ آوخت /ɒvext/، ستیزید /setizid/ ستزید /setezid/

        فریفتن /feriftæn/ فرفتن /fereftæn/، استیهیدن /estihidæn/ استهیدن /estehidæn/، بخچیزیدن /bæxʧizidæn/ بخچزیدن /bæxʧezidæn/

      3. Umwandlung des Vokals /u/ in das Allophon [o]:

        آشوفت /ɒʃuft/ آشفت /ɒʃoft/، دوخت /duxt/ دخت /doxt/

        شنودن /ʃenudæn/ شندن /ʃenodæn/، آشوردن /ɒʃurdæn/ آشردن /ɒʃordæn/

      Die Variation vor anderen Konsonanten ist selten und wird ausschließlich aus metrischen Gründen verwendet:

      آشامیدن /ɒʃɒmidæn/ آشمیدن /ɒʃæmidæn/، فریبیدن /feribidæn/ فربیدن /ferebidæn/

b•b. Freie Variation

Von freier Variation spricht man, wenn ein Phonem in Form von mehreren gleichberechtigten Allophonen auftreten kann, wie dies z.B. bei unterschiedlichen Idiomen einer Sprache der Fall ist. Sie lässt sich häufig auf das Mittelpersische zurückführen. Daneben gibt es aber auch Fälle, die nur in den modernen westlichen Idiomen (vor allem in der Standardsprache des Iran) vorkommen, während archaische und moderne östliche Idiome des Persischen (vor allem die Standardsprachen Afghanistans und Tadschikistans) weitgehend eine identische Aussprache aufweisen:

  • Umwandlung des langen Vokals /eː/ in das Allophon [iː]: /heːʧ/ [hiːʧ] هیچ, /ɒreː/ [ɒriː] آری
  • Umwandlung des langen Vokals /oː/ in das Allophon [uː]: /roːj/ [ruːj] روی, /soːxtæn/ [suːxtæn] سوختن
  • Umwandlung des Vokals /æ/ in das Allophon [e], wenn er am Ende eines Morphems steht: /kuːræ/ [kuːre] کوره, /guːʃæ/ [guːʃe] گوشه
  • Umwandlung der Phonemfolge /æv/ in das Allophon [ow], wenn diese zwei Phoneme in derselben Silbe ↓ stehen: /æv.ræng/ [ow.ræng] اورنگ, /sævt/ [sowt] صوت, /ræv.ʃæn/ [row.ʃæn] روشن, /næv/ [now] نو, /ræh-ræv/ [ræh-row] ره‌رو

    Gegenbeispiele: /ʤæ.vɒn/ جوان, /mi.ræ.væm/ می‌روم

    Wenn der Konsonant /w/ am Ende einer Nominal- oder Adjektivphrase steht und durch ein Suffix oder ein Enklitikon zum Silbenansatz ↓ wird, wird er in das Allophon [v] umgewandelt:

    /næ.vin/ [no.vin] نوین (aus der Adjektivphrase /næv/ [now] نو)

    /ræh-ræ.vɒn/ [ræh-rov.ɒn] ره‌ر‌وان (aus der substantivieren Adjektivphrase /ræh-ræv/ [ræh-row] ره‌رو)

    /pær.tæ.v-æʃ/ [pær.to.v-æʃ] پرتوش (aus der Nominalphrase /pærtæv/ [pærtow] پرتو)

  • Umwandlung des Vokals /ɒ/ am Anfang von Stämmen von Dentalsuffixen (/-t/, /-tæn/ und /-tɒr/) in das Allophon [æ]:

    آبشت /ɒbeʃt/ ابشت /æbeʃt/، آوردید /ɒværdid/ اوردید /æværdid/

    آغالیدن /ɒɣɒlidæn/ اغالیدن /æɣɒlidæn/, آژندیدن /ɒʒændidæn/ اژندیدن /æʒændidæn/

In der vorliegenden Website werden die Variationen für die Transkription nur dann berücksichtigt, wenn es der Idiom-Erkennung dient. Das ist bei den freien Variationen sowie der kombinatorischen Variation von /d/ [ð] der Fall.

Speziell die langen Vokale /ɒː/, /iː/ und /uː/ werden immer in der Form /ɒ/, /i/ und /u/ transkribiert.

c. Silbe

Eine Silbe ist eine Phonemfolge, die in einem Zug ausgesprochen wird.

Im modernen Persischen enthält jede Silbe einen Vokal, der den Silbengipfel darstellt. Dem Silbengipfel kann optional ein Konsonant (= Silbenansatz) vorangestellt oder auch ein oder zwei Konsonanten (= Silbenkoda) nachgestellt werden.

Dementsprechend können persische Silben folgende Formen aufweisen:

  • v, z.B. /u/ او
  • vc, z.B. /ɒb/ آب
  • vc1c2, z.B. /æsb/ اسب
  • cv, z.B. /pɒ/ پا
  • c1vc2, z.B. /dur/ دور
  • c1vc2c3, z.B. /ʃæst/ شست

Im Mittelpersischen konnte der Silbenansatz auch aus zwei Konsonanten bestehen (z.B. in /spær/, im Neupersischen /se.pær/ سپر). In archaischen Idiomen des Neupersischen ließ sich noch der Silbenansatz /xv/ finden, wodurch auch folgende Silbenstrukturen möglich waren:

  • c1c2v, z.B. /xvɒ.hær/ خواهر
  • c1c2vc3, z.B. /xviʃ/ خویش
  • c1c2vc3c4, z.B. /xvɒst/ خواست

In den modernen Idiomen des Neupersischen ist die Phonemfolge /xv/ gänzlich durch den Konsonanten /x/ ersetzt worden: /xɒ.hær/, /xiʃ/, /xɒst/

Welche Phoneme (oder Phone) innerhalb einer Silbe (oder in einer Silbenfolge) aufeinander folgen können, ist von Sprache zu Sprache verschieden und wird in der Phonotaktik der jeweiligen Sprache beschrieben.


Wenn eine Silbe ohne Silbenansatz auf eine Silbe mit Silbenkoda folgt, verwandelt sich der letzte Konsonant der ersten Silbe zum Silbenansatz der zweiten. Das führt dazu, dass eine Silbe mehrere Morpheme umfassen kann, z.B. in /dæ.bir/ + /es.tɒn//dæ.bi.res.tɒn/ دبیرستان.

Wie man an diesen Beispielen sieht, werden Silbengrenzen im IPA durch Punkte gekennzeichnet.

d. Sandhi

Sandhi (Sanskrit: संधि, aus /san/ = “einander” und /dhi/ = “Setzen”: “Zusammensetzen”) ist ein Begriff aus der altindischen Grammatik, die systematische Modifikationen (Hinzufügen oder Weglassen von Phonemen oder Phonen oder eine Verschiebung ihres Artikulationsorts) beim Zusammentreffen von Morphemen zur Erleichterung der Aussprache beschreibt.

Sandhis können folgendermaßen klassifiziert werden:

d•a. Epenthese

Eine der geläufigsten Arten des Sandhi im Persischen ist das Einschalten eines Phonems oder einer Phonemfolge zwischen zwei Morphemen zur Erleichterung der Aussprache. Das eingefügte Phonem bzw. die eingefügte Phonemfolge wird Epenthese genannt und besitzt im Gegensatz zum Interfix keine semantische Rolle:

  1. Einer der gängigste Einsatzbereiche von Epenthesen ist die Verhinderung folgender Konstellationen:
    • c1c2c3
    • vc1c2, wobei v einen der langen Vokale /ɒ/, /i/ oder /u/ darstellt.

    Zu diesem Zweck wird normalerweise die Epenthese /e/, selten auch die Epenthese /æ/ verwendet:

    پارسنگ /pɒrsæng/ /pɒresæng/، رستگار /ræstgɒr/ /ræstegɒr/، پیرمرد /pir-mærd/ /pire-mærd/، شادمان /ʃɒd-mɒn/ /ʃɒde-mɒn/، آموزگار /ɒmuzgɒr/ /ɒmuzegɒr/, مهربان /mehrbɒn/ /mehræbɒn/

    Der Einsatz der Epenthese ist dabei fakultativ und vor allem vom Idiom abhängig.

    Wenn das letzte Phonem der Konstellation c1c2c3 der Konsonant /j/ ist, benutzt man die Epenthese /i/: /ʃæhrjɒr/ /ʃæhrijɒr/ شهریار

  2. Wenn die Dentalsuffixe (/-t/, /-tæn/ und /-tɒr/) an Präsenspartizipien (seltener auch an Präteritumpartizipien, siehe 12•۱•a.) angehängt werden, kommen folgende Epenthesen zum Einsatz:
    • Für den Einsatz der Epenthese /i/ gibt es keine phonetische Einschränkung. Sie ist daher bei diesen Suffixen die am häufigsten verwendete Epenthese:

      بافت، بافید /bɒft/, /bɒfid/، نازید /nɒzid/

      گساردن، گساریدن /gosɒrdæn/, /gosɒridæn/، پریدن /pæridæn/

      خریدار /xæridɒr/

    • Die Epenthese /ɒ/ wird nur nach den Konsonanten /h/, /t/ und /d/ beobachtet:

      رهاد /ræhɒd/، ایستاد /istɒd/

      نهادن /nehɒdæn/، فرستادن /ferestɒdæn/، دادن /dɒdæn/

    • Die Epenthese /s/ wird in folgenden Allophonen beobachtet:

    Nach Plosiven (im Persischen: /p/, /b/, /t/, /d/, /k/, /g/ und /ʔ/) ist das Einsetzen von Epenthesen obligatorisch:

    تابید /tɒbid/، خندید /xændid/، آهنگید /ɒgængid/، افتاد /oftɒd/

    مکیدن /mækidæn/، گفتیدن /goftidæn/، بلعیدن /bælʔidæn/

  3. Die Epenthese /ɒj/ wird mit dem Suffix /-ɒn/ nach manchen einsilbigen Präsenspartizipien beobachtet (siehe 20•۲•c.).
  4. Possessivpronomina erscheinen im Persischen (wie im Griechischen) ausschließlich als Enklitika. Sie werden meistens von Epenthesen /æ/ oder /e/ begleitet: /dæftær-æm/ دفترم, /bærɒdær-eʃɒn/ برادرشان

    In bestimmten Fällen werden jedoch auch andere Epenthesen mit Possessivpronomina verwendet, wie es im Kapitel 7•۲•a. beschrieben wird.

  5. Andere Epenthesen, die aus Vokalen bestehen, sind sehr selten und unproduktiv, z.B. die Epenthese /i/ in folgenden Affixalgebilden:

    /sɒl/ + Suffix /-ɒn//sɒliɒn/ سالیان

    /mɒh/ + Suffix /-ɒn//mɒhiɒn/ ماهیان

  6. Zahlreiche Konsonanten werden als Epenthesen verwendet, wenn zwei Vokale aufeinander folgen, beispielweise:
    • Epenthese /j/ in /mæjɒzɒr/ میازار und /færdɒ-je keʃvær/ فردایِ کشور
    • Epenthese /g/ in /mæsxærægi/ مسخرگی und /sæjjɒrægɒn/ سیّارگان
    • Epenthese /k/ in /niɒkɒn/ نیاکان und /kɒnɒki/ کاناکی
    • Epenthesen /vv/ und /jj/ in /sevvom/ سوم und /dojjom/ دیم
    • Epenthese /v/ in /donjɒvi/ دنیاوی und /mɒnævi/ مانوی
    • Epenthese /ʤ/ in /sæbziʤɒt/ سبزیجات und /tælɒʤɒt/ طلاجات
    • Epenthese /h/ in /ɒɣɒ-he/ آقاهه und /bæʧʧe-he/ بچّه‌هه

d•b. Elision

Bei der Elision wird ein Phonem oder eine Phonemfolge aus dem neuen Gebilde weggelassen, beispielsweise:

d•c. Assimilation und Dissimilation

Bei der Assimilation werden die distinktiven Merkmale eines Phonems dem eines benachbarten Phonems angeglichen. In der persischen Derivation wird die Assimilation in folgenden Fällen beobachtet:

  • Antizipative Assimilation. Dabei passt sich das erste Phonem dem zweiten an:

    Präfix /be-/ + Präsenspartizip /koʃ//bekoʃ /bokoʃ/ بکش

    Präfix /be-/ + Präsenspartizip /jɒb//bijɒb/ بیاب

  • Perseverative Assimilation. In diesem Fall nähert sich das zweite Phonem dem ersten an:

    Präsenspartizip /kɒv/ + Suffix /-eʃ//kɒveʃ /kɒvoʃ/ کاوش

    Das hervorstechendste Beispiel dafür ist die Sonorisierung des stimmlosen Konsonanten /t/ in den Dentalsuffixen (/-t/, /-tæn/ und /-tɒr/) zum stimmhaften Allophon [d] nach stimmhaften Konsonanten sowie nach Vokalen:

    زد /zæd/، آماد /ɒmɒd/، شد /ʃod/، سود /sud/

    کندن /kændæn/، آماردن /ɒmɒrdæn/، آژدن /ɒʒdæn/، آمیغدن /ɒmiɣdæn/

    کردار /kærdɒr/، خریدار /xæridɒr/

Bei der Dissimilation wird ein Vokal dem darauffolgenden Vokal „entähnlicht“. In der persischen Derivation kommt sie nur antizipativ und nur bei Vokalen vor:

Präfix /be-/ + Präsenspartizip /ændɒz//bndɒzʃ/ بیانداز

/mɒni/ + Suffix /-i//mɒnævi/ مانوی

d•d. Metathese

Die Metathese bezeichnet die Umstellung eines Phonems oder das Vertauschen von Phonemen:

/gol/ + Suffix /-estɒn//golestɒn /golsetɒn/ گلستان

Präfix /be-/ + Präsenspartizip /gosæl//begosæl /bogsæl/ بگسل

d•e. Diphthongierung und Monophthongierung

Wenn bei der Derivation aus Monophthongen ein Diphthong gebildet wird, spricht man von Diphthongierung:

Präfix /nɒ-/ + /omid//nævmid/ نومید

Die Umwandlung von Diphthongen zu Monophthongen heißt Monophthongierung:

/bu/ + Suffix /-estɒn//bostɒn/ بستان

e. Mutation

Wenn es bei der Ableitung eines Morphems aus einem anderen Morphem (sog. “innerer Derivation”) zu einem Lautwechsel kommt, spricht man von einer Mutation. Typischerweise tritt die Mutation in den indoeuropäischen Sprachen bei der Ableitung von infiniten Verbformen auf.

Die Mutationsprozesse werden folgendermaßen klassifiziert und beschrieben:

e•a. Apophonie (Indoeuropäischer Ablaut)

Als Apophonie oder indoeuropäischer Ablaut wird der Wechsel von Vokalen innerhalb eines Flexionsparadigmas in indoeuropäischen Sprachen bezeichnet. Dieses Phänomen wurde 1819 vom deutschen Sprachwissenschaftler Jacob Grimm beschrieben und kann im Persischen in folgenden Formen auftauchen:

  1. Derivation von Präsenspartizipien aus Verbalwurzeln:
    • Ablaut des finalen Vokals /u/ zum Diphthong /æv/ nach dem Konsonanten /n/:

      /ʃenu//ʃenæv/ شنو

      /ɣonu//ɣonæv/ غنو

      /bæxnu//bæxnæv/ بخنو

    • Ablaut des finalen Vokals /u/ zu /ɒ/ in den übrigen Fällen, falls die Verbalwurzel mehrsilbig ist:

      /ɒzmu//ɒzmɒ/ آزما

      /goʃu//goʃɒ/ گشا

      /færmu//færmɒ/ فرما

  2. Ablaut der Phonemfolgen /ær/ und /or/ zu /ɒr/ in der Derivation von Nominalpartizipien aus Verbalwurzeln:

    /kær//kɒr/ کار

    /bor//bɒr/ بار

    /xor//xɒr/ خوار

  3. Ablaut des finalen Vokals /ɒ/ zu /un/ in der Derivation von Nominalpartizipien aus Präsenspartizipien:

    /æfsɒ//æfsun/ افسون

    /æfzɒ//æfzun/ افزون

    /ɒzmɒ//ɒzmun/ آزمون

    /nemɒ//nemun/ نمون

    /sɒ//sun/ سون

e•b. Grammatischer Wechsel gemäß dem Vernerschen Gesetz

۱۸۷۵ beschrieb der dänische Sprachwissenschaftler Karl Verner die systematische Sonorisierung von stimmlosen Frikativen (im Persischen /f/, /s/, /ʃ/, /x/ und /h/) in den indoeuropäischen Sprachen. Dieses Phänomen, das er auf die proto-indoeuropäische Sprache zurückführte, wurde als Vernersches Gesetz bekannt.

Der Konsonantenwechsel innerhalb eines Flexionsparadigmas in den indoeuropäischen Sprachen gemäß dem Vernerschen Gesetz wird als grammatischer Wechsel bezeichnet. Er wird im Persischen bei der Derivation von Präsenspartizipien aus Verbalwurzeln beobachtet:

  • Grammatischer Wechsel des finalen Frikativs /x/ zu /nʤ/ nach dem Vokal /æ/:

    /sæx//sænʤ/ سنج

    /ælfæx//ælfænʤ/ الفنج

  • Grammatischer Wechsel des finalen Frikativs /x/ zu /z/ nach den langen Vokalen /ɒ/, /i/ und /u/:

    /sɒx//sɒz/ ساز

    /gorix//goriz/ گریز

    /æfrux//æfruz/ افروز

  • Grammatischer Wechsel des finalen Frikativs /ʃ/ zu /r/ nach dem Vokal /ɒ/:

    /dɒʃ//dɒr/ دار

    /gomɒʃ//gomɒr/ گمار

    /kɒʃ//kɒr/ کار

  • Grammatischer Wechsel des finalen Frikativs /s/ zu /n/ oder /nd/ nach dem Vokal /æ/:

    /ʃekæs//ʃekæn/ شکن

    /ɒɣæs//ɒɣæn/ آغن

    /bæs//bænd/ بنـد

    /pæjvæs//pæjvæn/, /pæjvænd/ پیون، پیونـد

  • Grammatischer Wechsel des finalen Frikativs /f/ zu /b/ nach den langen Vokalen /ɒ/, /i/ und /u/:

    /jɒf//jɒb/ یاب

    /ferif//ferib/ فریب

    /ɒʃuf//ɒʃub/ آشوب

  • Aus Verbalwurzeln, die auf den Vokal /i/, /e/ oder /æ/ enden, werden durch Anhängen des Konsonanten /n/ Präsenspartizipien gebildet. Die Vermutung liegt nahe, dass diese Verbalwurzeln ursprünglich auf einen schwachen Frikativ /h/ endeten, der durch den grammatischen Wechsel zum Konsonanten /n/ umgewandelt wurde:

    /ɒfærih//ɒfærin/ آفرین

    /ʧih//ʧin/ چین

    /ʧeh//ʧen/ چن

    /zæh//zæn/ زن

f. Reduplikation

Reduplikation bezeichnet einen Lautwechsel in der ersten Silbe einer Phrase (Reduplikationsfokus), um ein neues Element (Reduplikat) ohne eigenständige Bedeutung abzuleiten. Im Persischen erscheinen Nominal- und Adjektivphrasen als Reduplikationsfokusse.

Reduplikate begleiten ihre Reduplikationsfokusse, um ihre Bedeutung auf ihre Umgebung oder ähnliche Begriffe zu erweitern:

Reduplikation erfolgt im Persischen auf folgende Wege:

  1. Ersetzen des Initialkonsonanten im Reduplikationsfokus durch den Konsonanten /m/:

    کتاب‌متاب /ketɒb-metɒb/، حاجی‌ماجی /hɒʤi-mɒʤi/، جاهل‌ماهل /ʤɒhel-mɒhel/، تار و مار /tɒr o mɒr/

    تازه‌مازه /tɒze-mɒze/ خدمتِ شما چی‌ست؟

    آی از آن چون چراغ پیشانی!

    آی از آن زلفکِ شکست و مکست /ʃekæst o mekæst/!

    Rudaki (9. – 10. Jh. n. Chr.)

    تا به اکنون چیز و میزی /ʧiz o miz/ داشتیم

    زآن که در عشرت نباشد زو گریز

    Anvari (12. Jh. n. Chr.)

  2. Ersetzen des Initialkonsonanten im Reduplikationsfokus durch den Konsonanten /p/:

    خرت و پرت /xert o pert/، چرندپرند /ʧærænd-pærænd/، ساخت و پاخت /sɒxt o pɒxt/

    کارها خیلی شلوغ‌پلوغ /ʃoluɣ-poluɣ/ شده.

    وقت‌ست که‌از فراقِ تو و سوزِ اندرون

    آتش در افکنم به همه رخت و پختِ /ræxt o pæxt/ خویش

    Hafes (14. Jh. n. Chr.)

  3. Ersetzen des ersten Vokals im Reduplikationsfokus durch den Vokal /u/:

    چاله‌چوله /ʧɒle-ʧule/، لات و لوت /lɒt o lut/، تک و توک /tæk o tuk/

  4. Unregelmäßige Modifikation des Initialkonsonanten im Reduplikationsfokus:

    قلنبه‌سلنبه /ɣolonbe-solonbe/، دری‌وری /dæri-væri/، دنگ و فنگ /dæng o fæng/، اخم و تخم /æxm o tæxm/